„Gegen das Vergessen“ so lautet der Name des Projektkurses, der in der Q1 stattfindet. Die Schüler:innen beschäftigen sich in diesem Kurs ein Jahr lang mit dem Nationalsozialismus, dem Holocaust und begeben sich auf Spurensuche, um einen Menschen, der in Auschwitz inhaftiert war, zu würdigen und dessen Lebensgeschichte kennenzulernen.
Ein fester Programmpunkt des Kurses ist die Fahrt nach Oświęcim und Krakau mit Besuch des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz. Neben dem Projektkurs haben vor allen Dingen Schüler:innen des Geschichts-Leistungskurses und des Geschichts-Grundkurses der Q1 Gelegenheit, die Fahrt zu begleiten. Neben Brigitta Wingen, der Leiterin des Projektkurses begleiteten Denise Famulla und Christoph Völmicke-Karrenberg die Fahrt. Auch Marion Petri, Geschichtsfachleiterin am ZfsL in Engelskirchen, begleitete uns.
Am 10. März trafen wir uns um 5.30 Uhr und begaben uns auf die lange Fahrt. Unser Busfahrer brachte uns ruhig und sicher ans Ziel. Die erste Überraschung zeigte sich, als wir unsere Unterkunft für die nächsten vier Tage betraten: Unser Hotel war großartig und erinnerte in keiner Weise an ein Hostel oder eine Jugendherberge.
Noch am Abend fand eine kurze Einführung durch unsere Teamer:innen Elea und Lena in die Geschichte der Stadt Oświęcim statt. Hier erfuhren wir, dass es gerade im Mittelalter viele Ansiedlungen von Juden gab, da es weniger Einschränkungen als in anderen Ländern für die jüdische Bevölkerung gab.
Auch die Gründe für die Errichtung der deutschen Vernichtungslager im heutigen Polen wurden genannt. Gerade die polnischen Juden stellten einen hohen Anteil bei der grausamen Tötung der Menschen. Und so haben wir die weiteren Tage dieser intensiven Woche verbracht:
Montag, 11. März 2024
Besuch in Harmęze – Die Zeichnungen von Marian Kołodziej, damals nur Nummer 432
Am Montag, dem ersten Tag der Gedenkstättenfahrt nach Oświecim und Krakau, ist eine Gruppe der Schüler und Schülerinnen zu einer Ausstellung in den Klosterkeller Harmęze gefahren.
Die Ausstellung befindet sich in einem ehemaligen Nebenlager des Konzentrationslagers Auschwitz. Dort werden Bilder von Marian Kołodziej, einem Überlebenden des Vernichtungslagers, gezeigt. Kołodziej kam mit 17 Jahren mit dem Transport der ersten 728 Häftlingen nach Auschwitz. Die Bilder zeigen seine Lebensgeschichte.
Beinah alle Bilder Kołodziejs sind schwarz-weiß und extrem detailliert. Mit über einer Million gezeichneten Gesichtern, welche alle unterschiedlich sind, baut er ein Labyrinth aus Bildern zusammen.
Auch er selbst ist auf so gut wie jedem Bild vertreten, jedoch hebt er sich nicht aus der Menge hervor. Es war sehr wichtig, für Kołodziej zu zeigen, dass er einer von enorm vielen war und nichts Besonderes ist. Auf jedem Bild ist er nur an seiner, ihm damals gegebenen Nummer 432, zu erkennen.
Auf über 260 Zeichnungen zeigt er zum einen den Alltag des Lebens in dem Lager und die Entwürdigung des menschlichen Lebens. Er zeigt, wie ganze Regionen, Religionen und Völker unterdrückt und vernichtet wurden.
Die Täter jeglicher Grausamkeiten werden von Kołodziej nie als Menschen dargestellt. Auf jedem Bild sind sie Monster und abstrakte Wesen. Letztendlich regt Marian Kołodziej auch stark zum Nachdenken an.
Warum hat Gott den Holocaust zugelassen?
Hätte man sich damals selbstlos oder seinen eigenen Bedürfnissen nach verhalten sollen?
Damit haben die Schüler und Schülerinnen der Q1 berührt und nachdenklich die Ausstellung des Klosters Harmęze verlassen.
Finn Hubert, Ben Gottschling und Sam Fischer
Der Besuch des Stammlagers Auschwitz l war das eindrucksvollste Erlebnis der bisherigen Gedenkstättenfahrt
Das für uns beeindruckendste waren aber mit Abstand die Besitztümer der Häftlinge, die tausenden Schuhpaare, die Brillen zu Haufen gestapelt und besonders die Haare. Bereits beim Reinkommen schien der Raum, in welchem die Haare zu sehen, waren irgendwie erdrückend und je länger man stehen blieb, desto unbegreiflicher wurde der Horror, der damit verbunden ist. Tonnen an Haar, Menschenhaar. Die Realisation, dass dort wirklich die Haare von tausendenden bis Millionen anderer Menschen wie einem selber liegen, ist mehr als erschlagend.
Viele fanden auch besonders die Geschichte de Kinder in Auschwitz erschütternd. Die Experimente von Mengele, die schier unendliche Unmenschlichkeit den Leben unschuldiger Kinder gegenüber war schwer zu ertragen, sowohl die Bilder als auch die Zahlen und Erzählungen. Zum Ende der Führung schauten wir uns auch noch die israelische Länderausstellung an, welche unter anderem das glückliche normale jüdische Leben vor dem Krieg zeigte und einen starken Kontrast zu allem, was wir davor zu sehen bekommen hatten, darstellte. Auch wurden Zeichnungen von Kleinkindern vom Lager und Soldaten ausgestellt und beim Gedanken daran, dass Kinder, die gerade mal Strichmännchen malen können, so etwas wie den Horror von Auschwitz sehen und durchleben mussten, wird einem schlecht.
Zum Abschluss der Führung gingen wir dann durch die erste Gaskammer und das damit verbundene Krematorium. Mit dem Betreten des Raumes war eine tiefe Gewissheit verbunden, dass an diesem Ort tausende Menschen qualvoll ermordet wurden. Menschen die geschrien, geweint, gebetet, gefleht und gekämpft haben, Menschen mit Hoffnung, Träumen, Wünschen und Persönlichkeiten, Menschen, die ihr Leben verloren, ohne irgendetwas dafür getan zu haben oder dagegen tun zu können. Kratzspuren, die sich an den Wänden erahnen ließen, vertieften diese Gedanken nur noch mehr und dann noch an den Öfen vorbeizugehen, in welchen dann die Leichen dieser Menschen wiederum einfach möglichst schnell „beseitigt“ werden sollten, hinterließ eine tiefe Trauer und ein Gefühl der Unbegreiflichkeit.
Insgesamt wurden wir durchgehend von einem Gedanken begleitet: Hier, wo ich gerade stehe, wurde vermutlich jemand ermordet. Hier wurde jemand Unschuldiges getötet. Der Boden, auf dem ich mich befinde, ist durchtränkt von Blut, Tod und einem grausamen Teil der Geschichte der Menschheit.
Trotzdem sind wir alle sehr dankbar für die Möglichkeit diese Erfahrung machen zu dürfen.
Katharina Haupts, Meike Frielingsdorf, Johanna Wenrich
Dokumentation „Sklaven der Gaskammer“
Die Dokumentation „Sklaven der Gaskammer” erzählt von den jüdischen Häftlingen, welche das sogenannte Sonderkommando bildeten. Dies taten sie weder freiwillig noch gerne. Daher beschreiben die wenigen Zeitzeugen, die es noch gibt, diesen Ort als „Hölle” und Freunde aus dieser Zeit als „Freunde aus der Hölle”. Alle in der Dokumentation gezeigten Mitglieder des Sonderkommandos leiden ihr gesamtes Leben unter den Traumata bzw. der so genannten „Krankheit ohne Namen”, die sie in dieser Zeit erlitten.
Viele trauen sich nicht, darüber zu sprechen, und nehmen ihre Vergangenheit mit ins Grab, aus Angst als Täter angesehen zu werden, denn dies passiert häufig. Die Auserwählten für das „Sonderkommando“ waren meist Juden und zudem gut gebildet mit einem angesehenen Beruf. Da die Nazis niemanden wollten, der überlebt und später von den Geschehnissen berichten konnte, wurden die Sonderkommandohäftlinge nach wenigen Wochen ermordet und durch neue ersetzt.
Bis zur Auflösung des Vernichtungslagers am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee gab es 2000 Lager und lediglich ein Bruchteil der Insassen, etwa 80-90 Personen überlebten. Sie waren dafür zuständig, die Leichen nach dem Verbrennen im Krematorium nach Wertsachen zu durchsuchen. Hierbei ging es darum, aus der Vernichtung zudem noch Gewinn zu ziehen. Es ging um Schmuck oder Wertsachen, die auf dem Boden lagen, bis hin zu Goldzähnen, die sie herausbrechen mussten. Danach mussten sie die Leichen, die manchmal zusammenklebten, zum Ofen tragen. Dort mussten sie die Leichen zu viert in die Verbrennungskammern schieben. Oft blieben Knochen übrig, die nicht verbrannten, da die Brenndauer begrenzt war, um möglichst viele zu ermorden. Diese Knochen musste das Sonderkommando klein stampfen. Doch nicht alle Gefangenen der Lager, wurden in den Gaskammern ermordet. Wenn diese zu voll waren, wurden sie draußen auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Hierbei waren die Nationalsozialsten besonders skrupellos und warfen mit ihren Händen Kinder und alte Menschen ins Feuer. Trotz der Machtlosigkeit der Sonderkommandeure versuchten diese am 7. Oktober 1944 einen Aufstand, um zu zeigen, dass sie sich auch ohne Waffen gegen die Nationalsozialisten stellen können. Dieser Aufstand scheiterte und als Bestrafung mussten sich die Sonderkommandohäftlinge mit dem Kopf auf den Boden in eine Reihe legen und jedem dritten wurde in den Hinterkopf geschossen. Bevor die Lager von der Roten Armee befreit wurden, wurden die Krematorien gesprengt, um Beweise zu vernichten.
Annie Plass, Lilly Rose, Fiona Schmidt
Reflexion des Tages
Am Montag, den 11.07.2024, besuchten wir am Vormittag eine Kunstausstellung im Keller eines Klosters und nahmen am Nachmittag an einer Führung durch das Stammlager Auschwitz teil. Das Kloster, welches uns Pater Marek heute Morgen zeigte, verschaffte uns bereits einen Einblick, wie grausam die Zeit damals für die Gefangenen gewesen seien musste. Die Bilder stellten detaillierte Wahrnehmungen des Künstlers da, die die Hölle auf Erden darstellte. Pater Marek stellte uns außerdem die schwere Frage, ob es damals besser gewesen wäre, direkt nach der Einlieferung getötet zu werden, oder unter den unmenschlichen Lebensumständen dort bis zum sicheren Tod weiterzuleben (bzw. gequält zu werden). Interessant war, dass der Holocaust- Überlebende trotz der Erfahrungen im KZ nicht seinen Glauben an Gott verloren hatte. Laut ihm läge es nicht in Gottes Verantwortung einzugreifen, wenn sich die Menschen nicht an seine Gesetze halten. Dies stellte er auch in seinen Zeichnungen da. Noch dazu erfuhren wir, dass ein älterer Mann, sich für einen anderen jungen Häftling, der noch Familie hatte und eigentlich einen Hungerstot antreten musste, opferte und an seiner Stelle den Hungerstod antrat. Der jüngere Häftling überlebte den Holocaust.
Stammlager
Hier wurden einige Informationen von heute Morgen noch einmal detaillierter erläutert. Im Stammlager wurde auch noch einmal die Dimensionen bewusst, in welchen Mengen die Menschen damals getötet und unmenschlich behandelt wurden. Noch dazu sah man persönliche Gegenstände von Menschen, die ihnen nach der Ankunft entwendet wurden, und auch die Haare der Opfer, welche auf einem riesigen Haufen lagen. Aus diesen wurden Gegenstände hergestellt, die damals an die deutsche Bevölkerung verkauft wurden. Außerdem sah man Bilder, die in der damaligen Zeit aufgenommen wurden, welche schockierend waren und die man davor so auch noch nicht kannte.
Pascal Broich, Fabian Gabriel
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Dienstag, 12. März 2024
Kommentierte Führung durch Oświęcim und Einbindung des Ortes
in das Thema/Kommentierter Besuch des jüdischen Museums und
der dazugehörigen Synagoge
Am Dienstag, unserem zweiten Tag der Gedenkstättenfahrt, hat eine Gruppe an einer Führung durch den Ort Oświęcim teilgenommen.
Wir sind am Jan-Skarbek-Platz gestartet, welcher sich vor dem jüdischen Museum und der Synagoge befindet. Die zweite Station war die Haberfeld Fabrik, in welcher koscherer Alkohol von einer jüdischen Familie hergestellt wurde.
Bei dieser Station hat der Guide uns über verschieden Essensregeln im Judentum informiert, wie zum Beispiel, dass es nicht erlaubt ist, Fleisch mit Milch zusammen zu essen.
Außerdem berichtete der Guide von der Geschichte der Familie Haberfeld und zeigte uns einen Stolperstein, der an die Tochter der Haberfelds erinnert, die während des Holcausts mit nur vier Jahren im Vernichtungslager Auschwitz getötet worden ist. Dies war neu und sehr interessant für uns.
Die nächste Station waren eine frühere jüdische Gasse und das Zentrum von Oświęcim. Mittlerweile stehen nur noch zwei Gebäude der früheren Gasse, der Rest wurde abgerissen.
Die vierte Station war die „Große Synagoge“, welche erstmals 1588 gebaut wurde, jedoch durch die Kriege mehrmals zerstört wurde. Heute findet man dort ein Denkmal, welches von einem Künstler entworfen wurde. Die einzelnen Steine stehen für individuelle Schicksale von Juden auf der ganzen Welt. Die verschiedenen Richtungen, in welche die Steine zeigen, stehen dafür, dass Juden weltweit überall verteilt existieren.
Die nächste Station war der „Ringplatz“ welcher heute Marktplatz genannt wird. Dort bekamen wir durch Glaskästen einen Einblick über Bunker, welche sich unter dem Platz befinden.
Die letzte Station der Führung durch Oświęcim war der jüdische Friedhof von 1806.
Was uns dabei besonders im Gedächtnis geblieben ist, sind die Grabsteine der Juden, die während des 2. Weltkrieges von den Nazis gestohlen und für den Bau von Straßen verwendet worden sind. Man versuchte danach die Grabsteine wieder zu sammeln und den Friedhof so gut wie möglich wieder aufzubauen. Uns schockierte, wie eigentlich bei allen Sachen, wie skrupellos und unmenschlich mit den Juden umgegangen wurde.
Nach der Ortsführung haben wir dann das Museum und die angeschlossene Synagoge besichtigt, welche die einzige in Oświęcim ist, die den Krieg überstanden hat. Beim Museum bleiben uns auf jeden Fall die ganzen Artefakte und vor allem persönlichen Gegenstände und Geschichten von individuellen Menschen in Erinnerung, da diese sehr spannend und ergreifend waren.
Angekommen in der Synagoge erklärte der Guide uns spannende Fakten über jüdische Gebrauchsgegenstände und Riten, z.B. wie aus der Tora vorgelesen wird und wie bestimmte jüdische Feste, wie der Schabbat, abläuft. Wir lernten dort viel Neues kennen. Die zwei letzten Räume beinhalteten wieder persönliche Geschichten und Gegenstände von einzelnen jüdischen Personen und Familien. Uns rührte besonders die Geschichte eines Juden, welcher den Holocaust überlebte und das Museum dort stiftete, sowie eine Überlebende, die das Museum und die Synagoge bis heute noch regelmäßig besucht.
Im Allgemeinen war der ganze Nachmittag sehr eindrucksvoll und abwechselnd zu den vorherigen Besichtigungen der Konzentrations- und Vernichtungslager, da man vor allem im Museum die Geschichten einzelner Personen genauer betrachten konnte und die ganzen Denkmäler sowie die Synagoge beeindruckend waren.
Jana Schlundt und Zoé Hartmann
Und hier noch ein weiterer Eindruck von der Führung:
Heute waren wir in Oświęcim und haben eine Stadtführung mit unseren Guide Michael gemacht. Wir starteten die Führung am Jan-Skabek-Platz, vor dem Museum. Von da gingen wir am Fluss Richtung der ehemaligen Haberfeld Fabrik, wo früher Wodka und Likör hergestellt wurde. Heute steht auf diesem Grundstück ein Hotel. Das Besondere an diesem Ort ist der einzigartige Stolperstein, welcher nur an diesem Ort in Oświęcim zu finden ist.
Von da sind wir über die jüdische Gasse und dem damaligen Zentrum, wo auch die jüdische Schule stand, zum Park der Erinnerung gegangen. An diesem Ort findet man Steine auf dem Boden, welche eine symbolische Bedeutung haben, denn diese sollen zeigen, dass Juden noch überall leben und jeder Mensch unterschiedlich ist. Auf diesem Gelände stand vor dem Zweiten Weltkrieg noch eine Synagoge, die mehrmals umgebaut und von den Nazis zerstört wurde. Danach gingen wir gemeinsam als Gruppe Richtung Marktplatz, der früher einmal Ringplatz sowie auch Adolf-Hitler-Platz genannt wurde. Neben und unter dem Platz kann man Reste eines Bunkers mithilfe von Glaskästen erkennen. Außerdem wichtig zu nennen sind das blaue Haus und das Hotel Herz, welche eine historische Bedeutung haben. Durch unseren Guide Michael hatten wir Zugang zum einzig übrig gebliebenen jüdischen Friedhof in der Stadt. Dort sah man viele zerstörte und heruntergekommene Marzewas (Gräber) sowie zwei weiße Häuser, welche spezielle Gräber für besondere Menschen darstellen und zwei Denkmäler, da man nicht alle Gräber finden konnte.
Die letzte Station war das jüdische Museum mit einem Rundgang, mit vielen Erklärungen rund um die Historie der Juden in Oświęcim. Michael gab uns am Schluss einen Einblick in die Synagoge, wo die Männer eine Kippa tragen mussten. Er erklärte uns noch viel über die Synagoge und ihren Nutzen. Am Ende überreichten wir ihm ein kleines Geschenk, worüber er sich sehr freute.
Levi Muschik und Simon Schepler
Besuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Birkenau (Auschwitz II)
Am Dienstagmorgen, dem 12.03.2024, besuchten wir, Schülerinnen und Schüler der Q1, das Konzentrations- und Vernichtungslager Birkenau.
Am Morgen fuhren wir mit dem Bus bis zum Museumsgelände. Dort sahen wir zum ersten Mal das „berühmte“ Tor des Lagers. Vor Ort teilten wir uns in zwei Gruppen auf und bekamen individuelle Führungen. Zuerst besichtigten wir die ehemaligen Toiletten der Häftlinge und eine Baracke. Dabei erfuhren wir einiges über das Leben und den Alltag der Häftlinge. Anschließend stiegen wir auf den alten Wachturm, der oberhalb des Eingangstores liegt. Dort bekam man das erste Mal einen Überblick über die unglaubliche Größe des Lagers und hatte eine direkte Sicht auf die Bahnschienen und die Rampe. Diese gingen wir anschließend besichtigen und erfuhren etwas über das Selektionsverfahren. Am Ende der Rampe befindet sich inzwischen ein Denkmal, um an die Opfer des Holocausts zu gedenken. Am Denkmal versammelten wir uns, zusammen mit der anderen Gruppe, und hielten eine Schweigeminute ab. Zwei Schüler lasen Zitate von Paul Johannis II. und einem Überlebenden der Shoah vor. Jeder hatte im Anschluss die Möglichkeit, eine Rose an einem Ort zu platzieren, der uns nahe ging.
Lange besichtigten wir die Krematorien, die im hinteren Teil des Konzentrationslagers lagen. Diese wurden zwar von den Nationalsozialisten gesprengt, jedoch findet man noch heute die Ruinen der Gebäude. Neben den Krematorien befanden sich die Fundamente der Lagerhallen, genannt Kannada, wo die mitgebrachten Besitztümer der Häftlinge sortiert und deponiert wurden. Diese Baracken wurden von den SS-Soldaten am Ende des Krieges verbrannt. Dennoch findet man heute immer noch einige Gegenstände, die immer wieder durch die Witterung freigelegt werden. Neben den Lagerhallen und den Krematorien lag das Gebäude, das „Sauna“ genannt wurde. Leider durften wir aufgrund von Einsturzgefährdung das Gebäude nicht betreten. In der Sauna wurden die Menschen tätowiert, rasiert und gewaschen, bevor sie zum Arbeiten ins Lager geschickt wurden.
Abschließend besuchten wir den Waschraum der Frauen und die Kinderbaracke, Block 16a. Dort erfuhren wir auch etwas von den Experimenten des Doktor Joseph Mengele, bevor wir das Lager verließen und mit dem Bus zurück ins Hotel fuhren.
Insgesamt war es ein sehr trauriger und bewegender Besuch. Man konnte die Taten der Nationalsozialisten spüren, was alle Schülerinnen und Schüler sehr mitnahm. Wir verließen die Gedenkstätte mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen.
Hannah Weller, Leonie Nafziger, Lotti Will und Marie Plückebaum
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Mittwoch, 13. März 2024
Gerhard Richter Birkenau
Im Februar 2024 wurde die Ausstellung von einem der größten lebenden Künstler Deutschlands, Gerhard Richter, eröffnet. Birkenau ist ein Zyklus von vier Gemälden Richters aus dem Jahre 2014, die bereits in verschiedenen Museen gezeigt worden sind. Mit der Bezeichnung Birkenau wird auf das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Bezug genommen. Richter hat vier mutmaßlich vom KZ-Häftling Alberto Errera, Mitglied des “Sonderkommandos“ heimlich unter Lebensgefahr angefertigte Fotografien, die die Verbrennung von Leichen ermordeter Juden in einem Waldstück sowie nackte, auf dem Weg in die Gaskammer befindliche Frauen darstellen, auf vier Leinwände übertragen. Die figurativen Bilder hat er nach und nach mit Pinsel und den Farben Schwarz, Grau, Grün und Rot übermalt und mit einem Rakel weiter bearbeitet.
Mit großen Glück konnten wir kurzfristig eine Führung in der neu eröffneten Ausstellung erhalten. Am Tag vor unserem Besuch hatten wir die Gelegenheit, den Ort, an dem die Fotografien entstanden sind, zu besichtigen.
Einige Schüler:innen hatten die Möglichkeit, die Gemälde zu besichtigen. Gerade für den Kunst-LK von unschätzbarer Bedeutung!
So fuhren wir mit ca. 20 Schüler:innen zur Besichtigung. Die Ausstellung lebte durch den Kontrast zwischen den Originalfotografien und den abstrakten Gemälden Richters, der durch seine Farbgestaltung im Großformat zum Nachdenken anregte. Durch eine gegenüberliegende Spiegelinstallation wurde eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart für die Betrachter:innen gebaut. „Die eigenen Emotionen werden in der Spiegelung deutlich“, so die Aussage einer Schüler:in in der Ausstellung.
„Sich ein Bild zu machen … macht uns zum Menschen“, so ein Zitat Richters im Vorraum der Ausstellung. Die kreative Verarbeitung des Geschehenen zeigte uns einen weiteren Zugang zu dem unvorstellbaren Grauen.
Im Vorraum konnten wir noch einen kurzen Film über die Erstellung und den Bau der Ausstellung sehen. Wir sind sehr dankbar, dass uns die Führung kurzfristig ermöglicht worden ist!
Marion Petri und Brigitta Wingen
Länderausstellung, Auschwitz I (Stammlager)
Im zweiten Teil des heutigen Programms haben wir die Länderausstellungen im Stammlager besucht. Diese sind in ehemaligen Baracken untergebracht und zeigen die Sicht auf den Holocaust aus der Perspektive unterschiedlicher Länder. Ausstellungen gibt es von Israel, den Niederlanden, Ungarn, Belgien, Frankreich, Österreich, Tschechien, Russland, Polen und Rumänien. Jede Ausstellung wurde individuell gestaltet und es wurden einzigartige Stimmungen kreiert mithilfe von Geräuschen, visueller Gestaltung und Aufbau der Räume. Die meisten dieser Häuser erzeugen schon beim Betreten ein mulmiges Gefühl und man fühlt sich unwohl. Viele der Ausstellungshäuser haben sich mit den Geschichten von individuellen Opfern beschäftigt. Andere Ausstellungen stellten aber auch Auflistungen der Gesamtverluste dar, die einem noch einmal ein anderes Bild bzw. Gefühl über die Zahlen und das Ausmaß der Ermordeten und Deportierten geben. Am meisten bewegt hat uns das Ausstellungshaus Ungarns. Besonders die Gestaltung des Raumes durch eine Nachahmung eines ehemaligen Zugwagons und die Hintergrundgeräusche, welche ein gleichmäßiges Herzklopfen darstellten, schufen eine bedrückende Atmosphäre. Zudem wurde viel originales Bildmaterial gezeigt, dass zum Teil verstörende vorher-nachher Bilder von Insassen zeigte, aber auch von Leichen, Deportationen und Ghettos.
Abschließend kann man sagen, dass die Länderausstellung besonders erschütternd zu betrachten ist, da man detaillierte Einblicke in viele Einzelschicksale bekommt, und nicht nur den Holocaust im Gesamten vor Augen hat.
Paul Heiden, Lars Bauder, Philipp Neumann, Robert Zimmer und Jasper Rothe
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Donnerstag, 14. März 2024
Am Donnerstag brachen wir nach dem Mittagessen aus Oświęcim auf und blickten auf ereignis- und erkenntnisreiche Tage zurück. Kurz nach unserer Ankunft im Hotel Bartory in Krakau erhielten wir eine ausführliche historische Stadtführung, die auch zum Wawel, der Krakauer Burg, führte.
Den Abend beschlossen wir mit einem Essen im Restaurant „Erbsen und Möhrchen“ mit einem traditionellen polnischen Essen.
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Freitag, 15. März 2024
Zeitzeugengespräch mit Rena Rach
Am letzten Tag unserer Gedenkstättenfahrt durften wir erfreulicherweise mit einer Überlebenden des Nationalsozialismus’ sprechen. Rena Rach, im Mai 1941 im Warschauer Ghetto geboren, ist Jüdin und erzählte uns ihre Geschichte.
Ihr Vater war in Oskar Schindlers Fabrik tätig und wurde später ins Konzentrationslager gebracht. An einem Tag flohen Rena Rach und ihre Mutter durch den Tunnel des Ghettos vor den Nationalsozialisten, bis sie von einem fremden Mann angeblich gerettet werden sollten. Er versprach, dass sie sich in einem leeren Waggon verstecken könnten, aber Rena Rach hatte eine Mittelohrentzündung, weshalb sich die Mutter dazu entschied, nicht in den Waggon zu steigen. Das Kind hätte nur geschrien und hätte somit die NS-Soldaten auf sich aufmerksam gemacht. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Mann alle, die in den Waggon eingestiegen waren, an die Gestapo verraten hatte. Alle wurden erschossen. Rena Rachs Krankheit hat ihr und ihrer Mutter das Leben gerettet. Aufgrund der Flucht vor den Nationalsozialisten suchte die Mutter Schutz bei einer Freundin, die aber das Kind nicht aufnehmen wollte. Aufgrund dessen wurde sie von polnischen Adoptiveltern aufgenommen, denen die Mutter jeden Monat Geld abgeben musste. Demnach wurde sie katholisch erzogen.
Die Mutter nahm immer wieder Rena Rach mit auf Spaziergänge, weil Rena Rach sonst die übrige Zeit bei der polnischen Pflegefamilie war. Gegen Kriegsende kam es zu dem letzten Spaziergang. Vorher bestand der Konflikt, dass die Pflegefamilie sie unbedingt behalten wollte. Aber durch Zufall erkannte die Mutter auf dem Spaziergang ihren Mann bzw. Rena Rachs Vater, der aus dem KZ freikam. Die leiblichen Eltern wollten sie behalten, weshalb es vor Gericht zu dem Entschluss kam, dass die beiden Elternteile, sie behalten durften. Daraufhin verboten sie den Kontakt zu ihrer Pflegefamilie, aber für Rena Rach war dies eine sehr traurige Maßnahme, da sie ihre ganze Kindheit bei ihnen verbracht hatte.
Der Pflegevater begann zu trinken und starb kurz danach bei einem Kutsch-Unfall, und mit der Zeit entwickelte die Mutter eine Abneigung gegen ihre Tochter, da sie sie an das Leben im Ghetto erinnerte. Der Vater unterstützte sie mit dem Kauf einer Wohnung. Sie fing an zu studieren und lernte ihren Mann kennen, mit dem sie einen Sohn bekam. Heute hält sie viele Reden, erzählt über ihr Leben und bekam sogar das Bundesverdienstkreuz am Bande von Bundespräsident Walther Steinmeier.
Abschließend können wir sagen, dass das Zeitzeugengespräch mit Rena Rach uns sehr bewegt hat! Wir haben dadurch nochmal ein schrecklicheres Bild von den Nationalsozialisten bekommen und können uns jetzt besser in die Situation der Opfer hineinversetzen. Wir bedanken uns recht herzlich bei ihr!
Alina Kuhl, Leon Sauermann, Louis Klein und Pia Krumbaum
Ehemalige Schindler-Fabrik mit dem Krakauer Stadtmuseum und musikalisches Abendessen im Klezmer Hois
Nach dem Zeitzeugengespräch ging es für uns weiter in die Oskar Schindler Fabrik in Podgórze. Dieses Museum ist das berühmteste in Krakau. Wie der Name vermuten lässt, erfährt man dort sowohl etwas über die Geschichte von Oskar Schindler als auch über die Geschichte Krakaus vor und während des Krieges.
Schindler war ein deutscher Unternehmer und Mitglied der NSDAP. Während des Zweiten Weltkriegs rettete er etwa 1.200 Juden das Leben, indem er sie in seiner Fabrik in Krakau arbeiten ließ. Seine Geschichte wurde 1993 durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ bekannt.
Krakau blieb während des Krieges unzerstört, was an der geringen wirtschaftlichen Bedeutung für Polen lag. Die polnische Hauptstadt Warschau hatte 1939 1,3 Millionen Einwohner, Krakau hingegen nur 250.000. Durch die deutsche Einnahme des Landes wurde vor allem die jüdische Bevölkerung stark eingeschränkt, was zu der Entstehung des jüdischen Ghettos in Krakau führte.
Der Großteil der Ausstellung besteht aus diversen Rekonstruktionen, wie beispielsweise der des Krakauer Hauptbahnhofs, eines Panzers der Fußtruppen und des Büros Schindlers.
Zu unserer Verblüffung konnte man in der Fabrik viele Hakenkreuze finden, das liegt daran, dass dieses Symbol in Polen, im Gegensatz zu Deutschland, nicht verboten ist.
Alles in allem war die Führung ein guter Abschluss und eine Ergänzung zu dem bereits erworbenen Wissen.
Nach kurzer Freizeit ging es für uns in das Restaurant „Klezmerhois“, dort wurden wir mit jüdischem Essen und jüdischer Live-Musik beglückt.
14 Stunden Busfahrt später kamen wir alle sehr zufrieden und mit vielen neuen Erkenntnissen in Overath an.
Katharina Salz, Lea Binias, Hanna Weller, Paula Kawetzki
Wir danken Brigitta Wingen für die Vorbereitung, Organisation und Betreuung dieser besonderen Fahrt und den begleitenden Kolleg*innen Denise Famulla, Christoph Völmicke-Karrenberg und Marion Petri. Unser Dank gilt auch Monika Olewnik von der “Stätte für Begegnung” in Vlotho für die hervorragende Vorbereitung der Fahrt.
Eva Seebo (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
David Hubert (Schulleitung)