Nach unserem ersten Theaterbesuch am Jungen Theater in Bonn im April diesen Jahres führte uns am vergangenen Freitag der Weg ans Schauspiel Köln: passend zur aktuellen Unterrichtsreihe wird im Depot Lessings Drama “Nathan der Weise” aufgeführt.
Lessings Drama spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges und gilt aufgrund seiner thematischen Schwerpunktsetzung als aufklärerisches Werk: Nathan fordert mehr Toleranz und Humanität im Umgang der Menschen miteinander. Höhepunkt des Dramas bildet die Ringparabel – Nathans Antwort auf die Frage nach der richtigen und wahren Religion, in der er sich für die Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Religionen stark macht.
Stefan Bachmann liefert mit seiner Inszenierung eine Modernisierung des klassischen Werkes, die viele Fragen aufwarf: Welche Beziehung pflegen Saladin und Sittah? Wird die Darstellung Rechas als völlig verbrannte Furie ihrer Rolle im Drama gerecht? Warum klettert Al-Hafi aus dem Kühlschrank? Sind die gesellschaftlichen Diskurse passend oder werden sie dem Zuschauer aufgezwängt?
Überzeugt hat uns die schauspielerische Leistung – ganz besonders Saladins, ebenso die Gestaltung des Bühnenbildes, das schlicht gehalten war, uns aber immer wieder überrascht und gefesselt hat.
Ähnlich harmonisch wie Lessings Drama endet auch Bachmanns Inszenierung, wenn alle Schauspieler gemeinsam singend Udo Lindenbergs “Wir ziehen in den Frieden” zitieren:
„Komm wir ziehen in den Frieden
Wir sind mehr als du glaubst
Wir sind schlafende Riesen
Aber jetzt stehen wir auf
Lass sie ruhig sagen, dass wir Träumer sind
Am Ende werden wir gewinnen
Wir lassen diese Welt nicht untergehen
Komm wir ziehen in den Frieden.“
Ein Appell, den es an Aktualität zu überbieten gilt.
Lisa Eickholt, Bassma El Ghachtoun, Hannah Eichinger