

Hallo zusammen,
Wie sagt man so schön..
„Es gibt Orte, die man besucht – und solche die einen verändern.“
Taizé war für mich so ein Ort. Dort durfte ich nicht nur Gott auf eine neue Weise begegnen, sondern auch lernen, wie wertvoll Stille, Gemeinschaft und Dankbarkeit wirklich sind.
Taizé ist ein kleiner Ort in der Mitte Frankreichs. Vor Ort ist er vor allem bekannt unter dem Namen „Communauté de Taizé“
Die Umgebung ist sehr friedlich und ländlich. Insbesondere ist die Lage durch die Weinberge und alte Dörfer geprägt.
1940 wurde die Gemeinschaft von dem Bruder Roger Schutz gegründet, ein Theologe aus der Schweiz. Er bot während des zweiten Weltkriegs den Flüchtlingen Schutz. Kurz nach dem Krieg, fing er an, eine klösterliche Lebensgemeinschaft zu formen, für Männer verschiedener christlicher Konfessionen. Heutzutage wird die Gemeinschaft immer noch von vielen Brüdern geleitet. Bestehend aus Katholiken, Protestanten usw.
Das zentrale Ziel hierbei ist die Versöhnung der Christenheit. Dies spiegelt sich vor allem in den drei täglichen Gebeten wieder. Durch die Taizé – Gesänge, die Stille und die Vorlesung von Bibeltexten, wirken die Gebetsstunden meditierend. Auch die Gesänge spielen eine große Rolle, da sie im Mittelpunkt jedes Gebetes stehen und die Menschen verbindet. Jede Sprache die vor Ort vertreten ist, wird gesungen. Die Lieder hier sind schlicht und oft nur aus zwei bis drei Sätzen aufgebaut, aber gerade durch ihre Wiederholung, hilft es zur Ruhe zu kommen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Jährlich zieht dieser Ort Tausende von Menschen – besonders Jugendliche – an, die auf der Suche nach Spiritualität, sich selbst und inneren Frieden sind. In Taizé wird der Fokus besonders auf das einfache Sein gelegt. Es geht nicht um große Worte oder komplexe Rituale, sondern darum, sich darauf zu konzentrieren, was wirklich zählt : Gott, Gemeinschaft, Stille, Gebet. Alles ist bewusst schlicht gehalten, von den Liedern bis zur Umgebung – um Raum für das Wesentliche zu schaffen.
Wie bereits erwähnt, bestehen die Taizé Gesänge meist aus nur wenigen, sich wiederholenden Zeilen.
Ein persönliches Beispiel ist das englische Lied
”Jesus, remember me“
„Jesus, remember me when you come into your kingdom“
Wenn das Lied gesungen wird, bekomme ich jedes mal Gänsehaut. Hunderte Menschen singen oft hintereinander diese Zeilen und erzeugen somit eine Atmosphäre, wie man sie noch nie zuvor erlebt hat.
Im allgemeinen geht es weniger um das „Singen können“ sondern um das gemeinsame Dasein im Klang.
Ein weiteres zentrales Element ist die Stille während der Gebete, hier gekennzeichnet mit dem Wort „Silence“.
Nach der Bibellesung in den Gebeten folgt eine lange Phase der vollkommenen Ruhe – häufig bis zu 10 Minuten. Diese Stille ist eine Einladung zur persönlichen, individuellen Begegnung mit Gott, ohne jegliche äußere Ablenkung.
Die Spiritualität in Taizé überschreitet auch die konfessionellen Grenzen. Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und Menschen ohne Konfession sind eingeladen gemeinsam zu beten. Auch Menschen muslimischen Glaubens – ebenso wie Angehörige anderer Religionen, sind in Taizé willkommen.
Denn die Communauté de Taizé vertritt eine Haltung des Respekts, des Dialogs und der Offenheit, auch über die Grenzen des Christentums hinaus. Zwar ist Taizé eine christlich geprägte Gemeinschaft, aber sie lädt alle ein, die auf der Suche nach Frieden, Stille und Begegnung sind.
Jedes Individuum wird in Taizé geschätzt und akzeptiert, es herrscht ein Miteinander und niemand empfindet das Gefühl von Ausgrenzung.
Abgesehen von der Spiritualität ist Taizé auch international unterwegs.
Neben den Begegnungen in Taizé selbst organisiert die Gemeinschaft jedes Jahr ein großes internationales Jugendtreffen in einer europäischen Stadt. Diese Treffen sind eine besondere Gelegenheit, für einige Tage in den Alltag einer Gastfamilie einzutauchen – andere Lebensweisen zu entdecken, neue Kulturen, Bräuche und Rituale kennenzulernen und so ein tieferes Verständnis für das Miteinander in Europa und darüber hinaus zu entwickeln.
Fünf Tage lang lebst du vor Ort, begegnest Menschen aus aller Welt und bist Teil eines intensiven spirituellen Austauschs. Täglich versammeln sich bis zu 10.000 junge Menschen zu Gebeten mit Gesang und Stille – entweder in lokalen Kirchen oder in großen Messehallen.
Diese besonderen Momente des gemeinsamen Glaubens und des Austauschs wirken oft noch lange nach.
Wer von dieser Erfahrung berührt ist, spürt nicht selten den Wunsch, sich noch intensiver einzubringen. Genau dafür gibt es in Taizé selbst die Möglichkeit, als Volunteer mitzuhelfen. Junge Erwachsene aus vielen Ländern kommen für mehrere Wochen oder sogar Monate ins Dorf, um gemeinsam mit der Gemeinschaft und anderen Freiwilligen den Alltag in Taizé mitzugestalten – sei es bei der Organisation der Treffen, in der Küche, bei der Reinigung oder bei der Begleitung anderer Jugendlicher. Es ist ein Dienst am Miteinander – getragen von Einfachheit, Gebet und Gemeinschaft.
Wenn man hier zu Gast ist, trägt man auch seinen Teil zum Leben im Alltag bei.
Sei es Toiletten putzen, die Kirche pflegen oder den Boden kehren. Jede Kleingruppe verpflichtet sich mit dem Aufenthalt in Taizé dazu, einer dieser Aufgaben einmal wöchentlich zu übernehmen.
Zu den täglichen Aufgaben gehört es, das Essen auszuteilen, den Abwasch zu erledigen, kalten Tee am Nachmittag auszuschenken oder in der Kirche während der Gebete für Ruhe zu sorgen.
Die Aufgabe unserer Stufe war es, jeden Tag den Tee um 17 Uhr auszuteilen.
In dreier Teams haben wir den Menschen einen Cup für den Tee gegeben mit einem Keks dazu.
Mit jedem rausgegebenem Tee haben wir ein Lächeln zurückbekommen.
Bezogen auf das Essen merkt man, dass Taizé von Einfachheit lebt.
Die Mahlzeiten sind simpel und manchmal etwas gewöhnungsbedürftigt, aber gerade das macht den Reiz aus : Man lernt sich nicht an Komfort zu klammern, sondern zu schätzen, was da ist.
Kleiner Tipp am Rande : Dosenkonserven, Salz und Pfeffer sind das must have 🙂
Ich habe die Gäste in Taizé alle als sehr umgänglich, offen, höflich und nett empfunden. Alle schätzen die Arbeit sehr und sorgen für eine angenehme Atmosphäre.
Also zusammenfassend kann ich sagen, dass Taizé ein Ort ist, wo das Miteinander an erster Stelle steht, sowie die gemeinsamen Gebete in der Kirche, aber auch der Austausch über die Bibelgeschichten oder die Gespräche, zwischen den Menschen aus aller Welt.
Es ist nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch der persönlichen Reflexion.
Ich kann mir vorstellen, dass viele von Taizé eine neue Perspektive mitnehmen – auf sich selbst, auf den Glauben und auf das Leben in einer Gesellschaft.
Ich lege jedem ein Besuch in Taizé ans Herz, egal ob du gläubig bist oder nicht. Dieser Ort hat die Macht, dich zu prägen. Er nimmt dich so wie du bist, zwingt dir nichts auf, sondern bietet an.
Die Gebete in Stille tun gut, um dich selber zu reflektieren, du bist dir selber praktisch ausgesetzt. Das kann sehr gut tun, um Verhaltensmuster, Ansichten o.Ä. zu hinterfragen.
Du hast keinerlei Leistungsdruck, sondern lebst völlig frei und unabhängig von deinem Alltag.
Du bekommst eine völlig neue Gelegenheit.
Dieser Ort kann dich in gewissermaßen unterstützen, weil du nie allein bist. Man ist Teil der Gesellschaft und wird überall inkludiert. Noch nie habe ich so schöne Gottesdienste erlebt, oder dieses Gefühl gehabt, dass man die Dinge gemeinsam trägt.
Ich persönlich kann nach meinem Aufenthalt sagen, dass ich noch nie so sehr bei mir selbst war, wie in dieser Woche.
Lara Franke, EF